Trier-Wallfahrt der St.Matthias Bruderschaften Vorst und Holzbüttgen

vom 28.5.2011 bis 1.6.2011

Pilgerbericht 2011

Wenn einer auf eine Pilgerreise geht ...

Im vergangenen Jahr haben Joachim und ich zum ersten Mal an der Wallfahrt nach Trier teilgenommen, als alte Wanderfreunde glaubten wir den körperlichen Strapazen gewachsen zu sein - was dann, Gott sei Dank, auch so war. Die Tage, die wir mit den Mitpilgern zusammen waren, haben bei uns viele positive Eindrücke hinterlassen, so dass wir uns freuen, in diesem Jahr wieder dabei sein zu können. Wir haben gelernt: Pilgern ist weder Wandern noch eine organisierte Wallfahrt oder eine spirituelle Rallye. In dem kleinen Buch von P.Müller mit dem Titel "Meine Sehnsucht bekommt Füsse", habe ich einen Text gefunden der unsere Erfahrungen zum Ausdruck bringt: "Pilgern lädt dazu ein auf Pilgerwegen über mich selbst, meinen Lebensweg und Glauben nachzudenken. Pilgern ist ein Wandern plus. Beim Wandern kann mir ein Stein, eine Blase am Fuss oder ein anderes Hindernis zum Stolperstein werden, beim Pilgern muss ich innere Hindernisse bearbeiten, überwinden oder wegräumen. Wandern ist ein äusseres Gehen, Pilgern ist ein innerer Prozess. Ich wandere mit den Füssen und pilgere mit dem Herzen". Beides gehört zusammen, auch auf unserem Weg nach Trier. Genug geredet - machen wir uns auf den Weg !

Samstag

Das frühe Aufstehen macht mir heute nichts aus, ich habe eh kaum geschlafen und bin froh, dass es nun losgeht. Auf einer Pilgerreise ist eben alles anders als im Alltag, wir werden an jedem Tag früh aus den Federn müssen, wenig schlafen und trotzdem erst bei der Heimfahrt von Trier spüren, wie müde wir eigentlich sind. Um 5 Uhr feiern wir in der St. Antonius Kirche in Vorst mit Herrn Kaplan Hüls die Heilige Messe, in seiner kurzen Predigt greift er das Motto der diesjährigen Wallfahrt auf: "Neige das Ohr Deines Herzens".

Nach dem Pilgersegen brechen wir auf. Was für ein herrlicher Sonnenaufgang ! Es weht uns ein kühler Wind entgegen und Brudermeister Heijo muss mehrmals ein paar Schritte zusätzlich machen, weil der schöne Pilgerhut einfach nicht auf dem Kopf bleiben will. Es hält ihn aber nicht davon ab mit dem Beten des Rosenkranzes zu beginnen. Als Kind mussten wir in den Monaten Mai und Oktober täglich, vor einem Stuhl kniend, einige Gesetze des Rosenkranzes beten, was uns Kindern nun wirklich keine Freude machte, so verlor ich den Bezug zum Rosenkranzgebet. Ich habe diese Form des Betens erst wieder beim Pilgern "entdeckt". Gemeinsam beten - gemeinsam gehen - eine neue Erfahrung. Während wir nun den Rosenkranz beten, kommen wir an einem Feld vorbei, auf dem schon am frühen Morgen, wegen der grossen Trockenheit, die Sprinkleranlage läuft. Erwischt so ein kräftiger Wasserstrahl einen Pilger, ist dieser wirklich "gesegnet". Um das zu vermeiden, geht Joachim auf die andere Seite und läuft hinter einem Zaun weiter, nur konnte er im Zaun keine Lücke finden, um zur Gruppe zurückzukehren. Diese geht in gewohntem forschen Pilgerschritt weiter und kann sich trotz des Rosenkranzgebetes das Lachen nicht verkneifen. Joachim muss zurück und im Dauerlauf wieder den Anschluss an die Gruppe finden. Zum Glück sind die Wege um Vorst herum noch recht eben, denn in der Eifel wäre das Einholen sicher schwieriger gewesen.

Unsere erste Rast, wie immer in Scherfhausen bei Fam. Buschkremer, wo wir den ersten Pilgerschnaps bekommen, der sogar um diese frühe Zeit des Tages schon schmeckt - es ist halt alles ein bisschen anders an normal. Nach kurzem Gebet am Kreuz in Scherfhausen geht's weiter in Richtung Gustdorf. Der Weg erscheint mir schon jetzt endlos lang. Endlich sehe ich den Kirchturm, aber so schnell ich auch laufe, er will einfach nicht näher kommen. Aber irgendwann ist es dann endlich geschafft. Wir werden im neu renovierten Pfarrheim freundlich empfangen und stärken uns bei einem guten Frühstück. Wir bedanken uns mit einem Lied und weiter geht's, betend, singend, redend, lachend bis zur Mittagspause in Bedburg. Hier werden schon die ersten schmerzenden Füsse behandelt. An dieser Stelle ein herzliches "Dankeschön" an Hildegard und Uschi für die vorbildliche medizinische Betreuung.

Beim ersten Pilgern im vergangenen Jahr hatte ich kaum wahrgenommen wie schön der Weg entlang der Erft ist. So langsam, nach der Kaffeepause, lassen die Kräfte nach und das letzte Stück vor der Kapelle über die Autobahnbrücke ist nicht angenehm zu gehen. Joachims Schritte werden immer langsamer - da erbarmt sich seiner seine "Patin" Hildegard Freisberg und schiebt ihn bis zur Kapelle. Wir erfahren, dass wir unseren Weg bis Blatzheim wegen Bauarbeiten nicht gehen können und über die Entscheidung den Rest des Weges mit dem Auto zu fahren bin ich nicht wirklich traurig. Es ist ein herrlicher Frühsommerabend und wir beten und singen das Abendlob vor der Kapelle. In Blatzheim angekommen bringen wir dem Geburtstagskind Hans noch ein Ständchen. Der erste Pilgertag geht zu Ende - ein Stück des Weges ist geschafft.

Sonntag

Um 4 Uhr stehen Franz und Wilfried schon mit ihrem "Pilger- und Gepäcktransporter" vor der Türe unserer Pension und bringen uns zum Treffpunkt. Auch ihnen sei an dieser Stelle gedankt für ihren Einsatz. Wir machen uns auf den Weg durch das noch schlafende Dorf und beginnen unseren Tag, wie immer, mit dem Lied "Alles meinem Gott zu Ehren". Die ersten Stunden des "Pilgertages" sind für mich immer die schönsten, langsam wird es hell und der neue Tag bricht an. Wann schon erlebe ich den Tagesanbruch so bewusst ? Wir gehen bis zum Fliegerhorst Nörvenich, beten ein Morgengebet und hören Olivia zu, die uns einen Text vorliest, der uns wieder unserem diesjährigen Motto "Neige das Ohr Deines Herzens" näher bringen soll. Anschliessend gehen wir schweigend weiter. Das "äussere Schweigen" ist noch relativ einfach, ich halte meinen Mund. Schwerer ist das "innere Schweigen", d.h. ruhig zu werden und in sich hinein zuhören. Nach dem langen Weg durch das Zülpicherfeld, dem Gebet am Kreuz, machen wir Rast an den Merzenicher-Teichen. Ich freue mich über jede Rast, auch wenn sie nur kurz ist - wieviel neue Kraft man doch schöpft, wenn man kurz ruht, den Durst stillt und mit Süssigkeiten oder Pilgerwasser verwöhnt wird. Dank an alle, die so für das leibliche Wohl sorgen. Schön ist aber auch, dass wir immer wieder inne halten und verweilen an Orten der Stille, z.B. an Kapellen oder Wegkreuzungen, um zu beten, zu singen oder Meditationstexten zuzuhören. Nach dem Mittagessen in Eicks wollen wir mit Herrn Pfarrer Elmar Pirschel Gottesdienst in der kleinen Pfarrkirche feiern. Leider ist die Kirchentüre verschlossen und es beginnt die Suche nach der Küsterin. Diese Wartezeit nutzen einige von uns zum kurzen Mittagsschlag auf dem Friedhof. Endlich wird aufgeschlossen und wir feiern Gottesdienst. Vom Mühlental bis Nettersheim bringt uns ein Bus, dann machen wir uns auf den Weg nach Blankenheimerdorf - ein langer Weg und bei pilgerfreundlichem Wetter beten wir das Abendlob. Heute hat Herbert Geburtstag - unsere Geschenke für ihn: Viele Glückwünsche und ein Ständchen.

Montag

Und wie geht es Dir ? Auf diese Frage erhalten wir manchmal die Antwort "Heute geht es mir so, wie das Wetter ist" - das Wetter beeinflusst unsere Stimmung und das Wetter ist an diesem Tag wunderschön. Nachdem Franz am Morgen seinen verloren geglaubten Rucksack wiedergefunden hat, machen wir uns auf den Weg. Langsam geht die Sonne auf, Nebelschwaden liegen noch auf den Weiden, es ist noch ein wenig kühl. Gehen wir schweigend, sind nur unsere Schritte und das Konzert der Vögel zu hören. Niemand begegnet uns, wir finden Ruhe über die kurzen Geschichten nachzudenken, die uns Bärbel vorliest, wenn wir kurz Rast machen. Mir wird bewusst, wie viele sich dafür einsetzen, dass es uns während der Pilgertage körperlich und seelisch gut geht.

Besorgt um unser körperliches Wohlempfinden ist auch Franz, stets behält er die Übersicht über die Gruppe und immer wieder hören wir ihn rufen "Vorsicht - Fahrrad von hinten, Jogger von vorn, alle nach rechts". Es dauert dann manchmal eine Weile bis auch der letzte Pilger erfasst hat, von welcher Seite Gefahr droht.

Um die Mittagszeit treffen wir in Hillesheim ein und dürfen dort beim "Amtsrichter", wie in jedem Jahr, ein köstliches Mittagessen geniessen. Per Bus geht's weiter nach Gerolstein. Nun wird's für unsere Neupilger ernst - wir machen uns auf zum "Pröpperbach" zur Taufe der Neupilger Silke, Roswitha und Helmut. Gelassen haben die drei alle Horrorgeschichten über die Zeremonie aufgenommen, nur Silke scheint unsicher zu sein - sie lässt sich von Hildegard versichern, dass ihre Füsse nach dem Bad im "Pröpperbach" neu verarztet werden.

Bevor wir nun Kaffee und Kuchen auf der Wiese vor Salm geniessen dürfen (ein Dank an die Spender) geht's bergauf, eine Strapaze bei den sommerlichen Temperaturen. Nach der Pause geht's weiter bis Salm, wo wir den von Annemarie Engels und Bärbel gestalteten Wortgottesdienst feiern.

Nach dem Abendbrot im "Hotel-Restaurant Müller" sitzen wir noch einige Zeit in feucht-fröhlicher Runde auf der Terasse zusammen. Einen so milden Frühsommerabend - lass ich mir von den Altpilgern erzählen - haben sie in Salm noch nicht erlebt. Wir sind dankbar für diesen Tag und lassen ihn fröhlich ausklingen.

Dienstag

Ein wenig früher noch als gewöhnlich holt uns der Bus in Salm ab, um uns nach Meisberg zu bringen. Auf unserem Fussweg zu unserer ersten Rast am Brückchen war schon zu sehen, dass es heute kein sonniger Tag werden würde. Auf dem Weg zur Frohnertkapelle öffnet der Himmel seine Schleusen, zum ersten Mal auf unserer dreittägigen Pilgerreise regnet es. Wie wir später erfahren, "verdanken" wir dieses kühle Nass den frommen Bürgern von Oberkail, die am Sonntag für den dringend benötigten Regen gebetet hatten. Dass ihre Bitte so schnell erhört werden würde, hat sie selber überrascht. In der schönen Frohnertkapelle finden wir Schutz und feiern mit Herrn Pfarrer Werner die Heilige Messe.

Der Weg bis zum Frühstück in Oberkail ist danach nicht mehr weit. Mehr oder weniger durchnässt geht's nach der Pause weiter, immer leicht bergauf. Da klingen die Gebete und Lieder schon ein wenig leiser als gewöhnlich. Wir haben zum Glück in unseren Reihen viele gute Sängerinnen und Sänger, besonders Klaus findet immer den richtigen Ton und hat sicher grossen Anteil daran, dass es Freude macht mitzusingen und zuzuhören.

Als wir in Binsfeld im Pfarrsaal ankommen, haben schon viele fleissige Hände ein leckeres Buffett vorbereitet. Auch dafür den vielen Helfern ein herzliches Dankeschön. Langsam lässt der Regen nach, wir machen uns auf zu unserem Bruderschaftskreuz im Wald von Zemmer, wo auf unsere Neupilger die "Teufelsaustreibung" wartet. Wieder hat Lydia Zeit gefunden Verse zu schreiben, deren Inhalt auf jeden Neupilger ganz persönlich zugeschnitten ist. Eine schöne Erinnerung an die erste Pilgerreise.

Mit dem Bus fahren wir bis zur "Römerbrücke" in Trier, um von hier aus zu Fuss zur Matthias-Basilika zu gehen. Das Ziel vor Augen, lässt die letzten Schritte leichter werden - Hitze und Regen, Anstiege und steinige Wege, nasse Schuhe und müde Füsse sind vergessen.

Angekommen - da überwiegen Freude und Stolz, Zufriedenheit und Dankbarkeit. Wir werden von Pater Herbert freundlich begrüsst und die Kirche geleitet - für mich, ich denke für uns alle, ein bewegender Moment. Ich bin angekommen und niemand kann mir die Erfahrungen meines äusseren und inneren Weges nehmen. Am Abend geniessen wir im Hotel das tolle Buffet und sitzen lange in fröhlicher Runde zusammen.

Mittwoch

Wir haben in den vergangenen Tagen Gemeinschaft erfahren dürfen, gemeinsam gebetet, gesungen und gelacht. Nun gehen wir am Morgen nochmal gemeinsam zur St.Matthias-Basilika, um die festlich gestaltete Messe zu feiern. Einige sind mit dem Bus von zu Hause gekommen, um dabei zu sein, sich mit uns zu freuen. Am Mittag bringt uns der Bus wieder zurück nach Vorst. Wir ziehen mit Herrn Kaplan Hüls in die Kirche ein und bilden einen grossen Kreis um den Altar. In unser Gefühl von Freude und Dankbarkeit mischt sich auch ein wenig die Trauer vor dem Abschied. Wir empfangen den Segen und jeder macht sich auf seinen Weg ... .

In meinen Ohren klingt noch das von uns oft gesungene Lied "Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat Dir viel Gutes getan ..."

Josefine Melzer